Gleitzeit in Deutschland
Arbeitszeit flexibel gestalten
Arbeitszeit flexibel gestalten
Im Rahmen des Arbeitsvertrags wird in der Regel vereinbart, welche Arbeitszeiten der Arbeitnehmer einzuhalten hat. Falls der Arbeitsvertrag exakte Arbeitszeiten angibt, dann muss sich der Arbeitnehmer an die vertragliche Regelung halten und seine Arbeit immer zur gleichen Uhrzeit antreten und beenden. Immer mehr Unternehmen wollen ihren Arbeitnehmern allerdings mehr Freiheit in der Organisation ihrer Arbeits- und Freizeit geben, wobei sich dabei oft die Gleitzeit als ein Modell der flexiblen Arbeitszeitgestaltung anbietet.
Beim Gleitzeitmodell gibt es keine fixe Regelung der Arbeitszeit. Dem Arbeitnehmer wird ein größerer Spielraum bei der Gestaltung seiner Arbeitszeit gegeben. So können Arbeitnehmer innerhalb eines definierten Zeitrahmens entscheiden, wann sie in die Arbeit kommen bzw. die Arbeit wieder verlassen und haben somit die Möglichkeit, den Arbeitsbeginn und das Arbeitsende an ihre eigenen Befugnisse anzupassen.
Die Gleitzeit hat mehrere Varianten, die manchmal mehr und manchmal weniger Flexibilität bei der Gestaltung der Arbeitszeit bieten. Man unterscheidet zunächst zwischen einfacher und qualifizierter Gleitzeit.
Bei einfacher Gleitzeit bleibt die Dauer der täglichen Arbeitszeit immer gleich. Arbeitnehmer können also lediglich den Beginn seines Arbeitstags bestimmen, während das Ende des Arbeitstags davon abhängt, wann die Arbeit genau aufgenommen wurde. Die tägliche Arbeitszeit muss aber eingehalten werden. Arbeitnehmer, die früher zu arbeiten beginnen, können auch früher gehen. Wer sich aber verspätet, muss auch länger arbeiten.
Bei qualifizierter Gleitzeit sind Arbeitnehmer noch flexibler, weil sie nicht nur über den Beginn, sondern auch über die Länge ihrer Arbeitszeit frei entscheiden können. An einigen Tagen kann also mehr und an anderen Tagen weniger gearbeitet werden, wobei zu beachten ist, dass im Durchschnitt wöchentliche Arbeitszeit eingehalten wird. Bei qualifizierter Gleitzeit ist daher erlaubt, Plus- oder Minusstunden zu sammeln und später abzubauen.
Abgesehen von der Unterscheidung zwischen einfacher und qualifizierter Gleitzeit, gibt es verschiedene Varianten der Gleitzeit mit oder ohne Kernarbeitszeit, je nachdem, ob es pro Arbeitstag einen bestimmten Zeitraum gibt, zu dem alle Arbeitnehmer am Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Falls Anwesenheitszeiten nur für bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern gelten, spricht man von Funktionszeit.
Unter Kernarbeitszeit versteht man einen Zeitraum, in dem alle Arbeitnehmer am Arbeitsplatz anwesend sein müssen. Vor und nach der Kernarbeitszeit gibt es eine Gleitspanne (auch Gleitzeitrahmen genannt), in der Arbeitsnehmer frei bestimmen können, wann sie zur Arbeit kommen und bei qualifizierter Gleitzeit auch, wann sie den Arbeitsplatz wieder verlassen.
Bei einer Gleitzeit mit Kernarbeitszeit kann der Arbeitnehmer daher innerhalb des Gleitzeitrahmens über Start und Ende seiner Arbeit frei entscheiden, hat aber während der Kernarbeitszeit Anwesenheitspflicht am Arbeitsplatz. Außerhalb der Kernarbeitszeit haben die Arbeitnehmer daher Freiheit, ihre Arbeitszeit frei zu gestalten. Beispielsweise bei einem Gleitzeitrahmen von 6:30h bis 18:30h und einer Kernarbeitszeit 8:30h bis 15:30h kann der Arbeitnehmer seine Arbeit zwischen 6:30h und 8:30h aufnehmen und zwischen 15:30h und 18:30h wieder beenden, muss aber jedenfalls zwischen 8:30h und 15:30h am Arbeitsplatz anwesend sein und seine Arbeitsstunden leisten.
Bei einer einfachen Gleitzeit mit Kernarbeitszeit ist außerdem die Dauer der täglichen bzw. wöchentlichen Arbeitszeit genau festgelegt. Tägliche Arbeitszeit muss daher eingehalten werden und wer früher kommt, kann auch früher gehen. Wenn die tägliche Dauer der Arbeitszeit hingegen nicht feststeht, spricht man von qualifizierter Gleitzeit mit Kernarbeitszeit. Dann sind die Arbeitszeiten innerhalb des Gleitzeitrahmens dem Arbeitnehmer überlassen, wobei der Arbeitnehmer zu beachten hat, dass er insgesamt im Durchschnitt die arbeits- oder tarifvertraglich vereinbarte Wochenarbeitszeit leistet. Die vom Arbeitgeber vorgegebene Arbeitsaufgaben sowie die einzuhaltenden Termine werden ebenfalls die Gestaltung der Arbeitszeit stark beeinflussen.
Die Gleitzeitvereinbarung kann lediglich einen Gleitzeitrahmen festlegen, die nur den frühestmöglichen Arbeitsbeginn und das spätestmögliche Arbeitsende vorsieht. Der Arbeitgeber definiert bei diesem Modell lediglich die Arbeitszeiten, zu denen Arbeitnehmer ihrer Tätigkeit nachgehen können, wobei sie dann weitgehend selbständig über Beginn und Ende der Arbeitszeit entscheiden. Dieses Modell einer Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit ist besonders für Unternehmen geeignet, bei denen Mitarbeiter relativ autonom arbeiten und wenig Kontakt mit Arbeitskollegen oder Kunden haben.
Bei der Funktionszeit gibt es nur für bestimmte Gruppen von Arbeitnehmern d.h. nicht für alle Arbeitnehmer, eine Anwesenheitszeit, um sicherzustellen, dass bestimmte Bereiche des Unternehmens auch ohne Unterbrechungen funktionieren. Wenn sich die Arbeitnehmer gegenseitig vertreten können, wird es in der Regel ausreichend sein, wenn nur eine bestimmte Anzahl an Arbeitnehmern innerhalb der definierten Funktionszeit am Arbeitsplatz anwesend ist. Soll etwa telefonische Erreichbarkeit des Unternehmens gewährleistet sein, dann reicht es in der Regel auch aus, dass immer nur einige und nicht alle Mitarbeiter telefonisch erreichbar sind.
Vorteile der Gleitzeit | Nachteile der Gleitzeit |
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Arbeitszeit kann je nach tatsächlichem Arbeitsanfall besser eingeteilt werden | Die Zusammenarbeit kann erschwert werden, weil nicht alle Arbeitnehmer zur selben Zeit am Arbeitsplatz anwesend sind |
Die Flexibilität durch die Gleitzeit gibt dem Arbeitnehmer die Möglichkeit, selbst Einfluss auf eigene Arbeitszeit zu nehmen und den eigenen Arbeitstag mitzugestalten, was die Arbeitnehmer zusätzlich motiviert | Die Kommunikation zwischen Kollegen ist bei Gleitzeit viel wichtiger und muss gut organisiert werden, damit der Betrieb auch bei Abwesenheit einzelner Arbeitnehmer fortgeführt werden kann |
Die Arbeitnehmer schätzen die Gleitzeit als Instrument einer gewissen Zeitautonomie. Arbeit und Privatleben lassen sich bei flexibler Arbeitszeitgestaltung viel besser vereinbaren, weil private Angelegenheiten und die beruflichen Pflichten besser koordiniert werden können | In der Gleitzeit müssen die Arbeitgeber darauf achten, dass wöchentliche Arbeitszeit wirklich eingehalten ist und sich keine Minusstunden anhäufen. Sollte es in einem Betrieb trotz Gleitzeitvereinbarung keine Stechuhr oder kein elektronisches System zur Erfassung der Arbeitszeit geben, müssen betroffene Arbeitnehmer eine genaue Aufzeichnungen über tatsächliche Arbeitszeit führen, damit am Ende der Gleitzeitperiode der Saldo tatsächlich ermittelt werden kann. |
Als Folge der Einführung von Gleitzeit ist auch meist ein Rückgang der Anzahl von Überstunden, da durch die flexible Gestaltung ein Zeitguthaben oder auch ein Zeitminus aufgebaut werden kann. | |
Arbeitgeber, die gleitende Arbeitszeit anbieten, werden von künftigen Arbeitnehmern bei der Jobauswahl bevorzugt |
In Unternehmen mit Betriebsrat kann eine Gleitzeitvereinbarung nur durch eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden. In Unternehmen ohne Betriebsrat muss Gleitzeit schriftlich zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber vereinbart werden.
Schriftlichkeit ist ein gesetzlich vorgegebenes Formerfordernis einer Gleitzeitvereinbarung. Der mündliche Abschluss einer Gleitzeitvereinbarung ist unwirksam und kann zu Anfall von Überstunden führen.
Außerdem hat der Arbeitgeber zu sorgen, dass die geleisteten Arbeitsstunden auch entsprechend dokumentiert werden. Die Errichtung eines Arbeitszeitkontos ist bei gleitender Arbeitszeit empfehlenswert.
Mit der richtigen Zeiterfassungssoftware können Sie das vereinbarte Gleitzeitmodell sehr einfach umsetzen. In der Software sind zunächst alle erforderlichen Informationen wie das Ausmaß der Normalarbeitzeit, der Gleitzeitrahmen und die Kernarbeitszeiten (falls vorhanden) abzuspeichern. Anhand von diesen Informationen berechnet die Software automatisch die Plus bzw. Minusstunden, sodass Arbeitnehmer und Arbeitgeber jederzeit einen Überblick über ihre geleistete Arbeitszeit behalten.
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