Zuschläge – was steht Ihnen bei Nacht-, Sonntags- oder Feiertagsarbeit zu?#HR, #Rechtliches 21. Mai 2025/von Gorica Stojkovic/9 min readZuschläge sind Teile des Entgelts und werden zusätzlich zum laufenden Fixbezug ausbezahlt. Mit Zuschlägen entlohnt der Arbeitgeber Arbeitsleistungen, die in der Nacht, an bestimmten Tagen oder über die vereinbarte Arbeitszeit hinaus erbracht werden. Für den Arbeitnehmer stellen die Zuschläge einen Ausgleich für seine Tätigkeit an den Tagen oder zu Zeiten dar, an denen andere Arbeitnehmer arbeitsfrei haben. Zuschläge sind von Zulagen zu unterscheiden, die für Arbeit unter erschwerten Arbeitsbedingungen geleistet werden. Die Bezahlung von Zuschlägen ist oft zwingend durch Gesetz oder Tarif- bzw. Kollektivverträge vorgesehen. Die Regelungen für Zuschläge sind stark branchenabhängig und variieren entsprechend den spezifischen Anforderungen und Arbeitsbedingungen der jeweiligen Branche. Der Arbeitgeber kann sich aber auch im Rahmen einer Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat oder einzelvertraglichen Regelung freiwillig zur Auszahlung von Zuschlägen verpflichten. Es ist zu beachten, dass solche freiwilligen Vereinbarungen die gesetzlichen bzw. kollektivvertraglichen Mindeststandards nicht unterschreiten. Bei Zeitzuschlägen ist zwischen Überstundenzuschlägen und Zuschlägen für die Nacht-, Sonntags- und Feiertagsarbeit zu unterscheiden. Was sind Zuschläge beim Gehalt? Zuschläge sind zusätzliche Zahlungen zum Grundgehalt und werden für Arbeit zu besonderen Zeiten wie nachts, an Sonn- oder Feiertagen oder bei Überstunden gezahlt. Welche Zuschläge sind gesetzlich vorgeschrieben? • Deutschland: Kein gesetzlicher Anspruch; Regelungen über Tarifverträge oder Arbeitsverträge. • Österreich: Gesetzliche Pflicht zu Überstundenzuschlägen (mind. 50 %); Nacht- und Feiertagszuschläge im Kollektivvertrag geregelt. • Schweiz: Zuschläge bei Nachtarbeit (mind. 25 %) und vorübergehender Sonntagsarbeit sind gesetzlich vorgeschrieben. Welche Zuschläge sind steuerfrei? • Deutschland: Nachtzuschläge (25–40 %), Sonntagszuschläge (bis 50 %) und Feiertagszuschläge (bis 125 %) sind steuerfrei, wenn der Grundlohn max. 50 €/Stunde beträgt. • Österreich: Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit bis zu 400 €/Monat steuerfrei (600 € bei regelmäßiger Nachtarbeit ab 2024). • Voraussetzung: Lückenlose Arbeitszeiterfassung und klare Zuordnung der Zuschläge zur jeweiligen Sonderarbeitszeit. Wie kann ich automatisch Zuschläge berechnen lassen – z. B. mit Excel oder Software? Zuschläge lassen sich automatisch berechnen, indem man in Excel eigene Formeln für Arbeitszeitmodelle erstellt oder eine Zeiterfassungssoftware nutzt, die Zuschläge anhand von Uhrzeiten, Arbeitstagen und Überstundenregelungen automatisch kalkuliert. Wie dokumentiere ich Zuschlagszeiten rechtssicher? Zuschlagszeiten werden rechtssicher dokumentiert, wenn Arbeitszeiten minutengenau und lückenlos mit einer anerkannten Methode – z. B. elektronischer Zeiterfassung – aufgezeichnet und archiviert werden. Überstundenzuschlag Überstundenzuschlag Definition Der Überstundenzuschlag wird für jede geleistete Überstunde zusätzlich zum laufenden Entgelt in Form eines Prozentsatzes vom Stundenlohn ausbezahlt. Der Arbeitnehmer wird mit dem Zuschlag dafür belohnt, dass er länger als vertraglich vereinbart seine Arbeitskraft zur Verfügung stellt. Die Entlohnung von Überstunden besteht aus: den Überstundengrundlohn und Dem Überstundenzuschlag Überstunden einfach berechnen mit TimeTrack! Höhe des Überstundenzuschlags Deutschland Arbeitnehmer haben keinen gesetzlichen Anspruch auf einen Überstundenzuschlag. Die geleisteten Überstunden werden daher im Regelfall mit dem regulären Stundenlohn oder einen entsprechenden Freizeitausgleich vergütet. Ein Anspruch auf Mehrarbeitszuschlag kann sich aber aus dem Tarifvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder einzelvertraglicher Regelung ergeben. Österreich Der Überstundenzuschlag beträgt in Österreich mindestens 50 % des Stundenlohns. Wenn Zeitausgleich vereinbart ist, steht dem Arbeitnehmer für jede geleistete Überstunde 1,5 Stunden Zeitausgleich zu. Schweiz Die Überstunden sind grundsätzlich mit dem regulären Lohn zuzüglich Zuschlag vom 25 % zu vergüten (Art. 321c Abs. 3 OR). Diese Regelung ist nicht zwingend, sodass im Einzelfall auch ein Zeitausgleich vereinbart werden kann. Auf Betriebsebene kann auch eine andere Regelung durch NAV oder GAV getroffen werden. Nachtzuschlag Nachtzuschlag Definition Der Nachtzuschlag gebührt als zusätzliche Vergütung neben dem laufenden Entgelt und stellt einen Ausgleich dafür dar, dass der Arbeitnehmer wegen der Nachtarbeit einer zusätzlichen Belastung ausgesetzt ist. Diese Belastung ergibt sich insbesondere aus der Störung des natürlichen Schlafrhythmus sowie möglichen gesundheitlichen und sozialen Nachteilen. Der Zuschlag soll daher nicht nur die Erschwernis der Arbeitszeit anerkennen, sondern auch einen finanziellen Anreiz bieten, solche Arbeitszeiten überhaupt zu übernehmen. Ob im konkreten Fall Nachtarbeit vorliegt und ein Nachtzuschlag zu zahlen ist, richtet sich nach dem anwendbaren Tarif- bzw. Kollektivvertrag. Höhe des Nachtzuschlags Deutschland Nachtarbeit ist im deutschen Arbeitszeitgesetz geregelt und bezieht sich auf jene Arbeit, die in der Zeit zwischen 23.00 Uhr und 06:00 Uhr geleistet wird und mindestens zwei Stunden dauert, wobei Tarifverträge auch abweichende Bestimmungen enthalten können. Nachtzuschlag gebührt nur Arbeitnehmern, die regelmäßig Nachtarbeit in der Nachtschicht oder an mindestens 48 Nachtstunden innerhalb eines Kalendermonats leisten. Die Höhe des Nachtzuschlags ist gesetzlich nicht festgelegt. Aus dem Gesetz ergibt sich lediglich, dass der Nachtzuschlag bzw. Freizeitausgleich „angemessen“ sein soll. Die meisten Tarifverträge regeln die genaue Höhe des Nachtzuschlags. Kommt kein Tarifvertrag zur Anwendung oder ist im einschlägigen Kollektivvertrag kein Nachtzuschlag geregelt, kann der Arbeitgeber selbst entscheiden, was angemessen ist. In der Regel wird der Nachtzuschlag zwischen 25 Prozent und 40 Prozent des Stundenlohns für die zwischen 00:00 Uhr und 04:00 Uhr geleisteten Arbeitsstunden betragen. Bei Dauernacharbeit ist der 30-prozentige Nachtzuschlag gängig. Die deutsche Rechtsprechung (BAG) hält 25 % Zuschlag für angemessen. Nachtzuschläge in Höhe von 25 Prozent bzw. 40 Prozent für die Arbeitsstunden von 00:00 Uhr bis 04:00 sind außerdem steuer– und sozialversicherungsfrei. Österreich In Österreich gelten steuerrechtlich nur jene Arbeitnehmer als Nachtarbeitnehmer, die regelmäßig mindestens drei Stunden im Zeitraum zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr arbeiten. Arbeitsrechtlich hingegen beginnt die Nachtarbeit bereits um 20:00 Uhr. Ob und in welchem Ausmaß für Nachtarbeit ein Zuschlag gebührt, regelt der jeweilige Kollektivvertrag. Zuschläge variieren je nach Branche erheblich. Es ist wichtig, den für die jeweilige Branche geltenden Kollektivvertrag anzuwenden, um genaue Informationen zu erhalten. Die meisten Kollektivverträge sehen einen Nachtzuschlag von 50 % vor (bspw. Kollektivvertag für Industrie). Einige Kollektivverträge sehen hingegen einen fixen Nachtzuschlagbetrag bzw. Nachtdienstpauschale pro Nachtdienst vor (bspw. Kollektivvertag für Pflege- und Sozialbereich). Bis zu einem Betrag von EUR 400 pro Monat sind die Nachtzuschläge sogar steuerfrei, wobei eine lückenlose Arbeitszeiterfassung vorausgesetzt wird. Für Arbeitnehmer, deren Normalarbeitszeit überwiegend zwischen 19:00 und 7:00 Uhr liegt, erhöht sich dieser Freibetrag sogar auf 600 EUR pro Monat (ab 2024). Zuschläge über diesen Betrag hinaus sind steuer- und beitragspflichtig. Schweiz Nachtarbeit ist in der Schweiz gesetzlich nur für bestimmte Branchen vorgesehen. Außerhalb dieser Branchen kann die Nacht- und Sonntagsarbeit je nach Einzelfall bewilligt werden, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Nachtarbeit ist jene Arbeit, die zwischen 23:00 Uhr und 6:00 Uhr erbracht wird. Es ist zwischen gelegentlicher und wiederkehrender Nachtarbeit zu unterscheiden. Erst ab 25 Nachtschichten jährlich spricht man von einer wiederkehrenden Nachtarbeit. Bei nur gelegentlicher Nachtarbeiter steht ein Lohnzuschlag von mindestens 25 % zu. Für die wiederkehrende Nachtarbeit ist ein 10%-iger Zeitzuschlag zu leisten, wobei diese Ausgleichsruhezeit innerhalb eines Jahres gewährt werden muss. Sonntagszuschlag Sonntagszuschlag Definition Der Sonntagszuschlag wird extra zum laufenden Grundlohn ausbezahlt und gleicht die Nachteile aus, die dem Arbeitnehmer wegen der Sonntagsarbeit entstehen. Darunter ist in erster Linie die Freizeit mit der Familie und Freunden zu verstehen. Höhe des Sonntagszuschlags Deutschland Der Sonntagszuschlag ist gesetzlich nicht vorgesehen. Ein Anspruch des Arbeitnehmers kann sich aber aus dem Tarifvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder dem Einzelvertrag ergeben. Der Sonntagszuschlag im Ausmaß von 50 % des Grundlohns ist sogar steuerfrei und sozialbeitragsfrei, wenn der Grundlohn mit höchstens EUR 50 angesetzt ist (siehe § 3b EStG). Österreich Die Vergütung der Sonntagsarbeit ist in den einzelnen Kollektivverträgen geregelt. Im Regelfall wird die Sonntagsarbeit mit einem Zuschlag von 100% des Grundgehalts abgegolten. Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit sind gemeinsam mit ausbezahlten Schmutz-, Erschwernis- und Gefahrenzulagen insgesamt bis 400 EUR (ab 2024) monatlich steuerfrei. Schweiz Es ist zwischen vorübergehender und dauernder Sonntagsarbeit zu unterscheiden. Vorübergehende Sonntagsarbeit liegt vor, wenn der Mitarbeiter an maximal 6 Sonntagen pro Kalenderjahr beschäftigt wird. Bei vorübergehender Sonntagsarbeit erhält der Arbeitnehmer sowohl einen Lohnzuschlag von 50 % als auch ein Zeitausgleich. Sonntagsarbeit von einer Dauer von bis zu 5 Stunden ist durch Freizeit von gleicher Dauer auszugleichen. Dauert die Sonntagsarbeit länger als 5 Stunden, so ist dem Mitarbeiter ein Ersatzruhetag zu gewähren. Bei dauernder Sonntagsarbeit beschränkt sich der Anspruch auf die zeitliche Kompensation der Sonntagsarbeit und den Ersatzruhetag. Feiertagszuschlag Feiertagszuschlag Definition Der Feiertagszuschlag wird vom Arbeitgeber für die Arbeit an gesetzlichen Feiertagen in Form eines Prozentsatzes ausbezahlt. Der Zuschlag gebührt immer zusätzlich zum laufenden Bezug und unterliegt steuerrechtlichen Begünstigungen. Die Höhe des Zuschlags richtet sich nach dem anwendbaren Tarifvertrag bzw. Kollektivvertrag. Höhe des Feiertagszuschlags Deutschland Feiertagsarbeit ist in Deutschland grundsätzlich verboten. § 10 ArbZG listet allerdings eine Reihe von Brachen auf, für welche Feiertagsarbeit erlaubt ist (etwa Not- bzw. Rettungsdienste, Verkehrsbetriebe oder Gastronomiebetriebe). Einen gesetzlichen Anspruch auf Feiertagszuschlag gibt es nicht. Der Feiertagszuschlag kann sich aus dem Tarifvertrag, einer Betriebsvereinbarung oder dem Arbeitsvertrag ergeben. Zusätzlich kann ein Anspruch auf Sonntagszuschlag durch eine betriebliche Übung entstehen, wenn der Arbeitgeber über einen längeren Zeitraum einen Zuschlag für Feiertagsarbeit freiwillig gezahlt hat und keinen Widerrufsvorbehalt erklärt. Ist die Höhe des Zuschlags tariflich nicht vorgesehen, entscheidet der Arbeitgeber selbst über die Höhe des Feiertagszuschlags. Österreich Als Feiertage gelten die im Arbeitsruhegesetz aufgezählten Feiertage und Feiertage, die in den einzelnen Bundesländern durch Landesgesetz als Landesfreitage festgesetzt sind. Einen gesetzlichen Anspruch auf den Feiertagszuschlag gibt es nicht. Für betroffenen Branchen sehen die Kollektivverträge die genaue Höhe des Zuschlags vor. Die meisten Kollektivverträge sehen einen Feiertagszuschlag von mindestens 100 %. Bei Arbeit an gesetzlichem Feiertag bekommt der Arbeitnehmer: das Feiertagsentgelt (das normale fortlaufende Gehalt) das Feiertagsarbeitsentgelt (das erarbeitete Entgelt) und eventuell einen Feiertagszuschlag (ein Prozentsatz des Feiertagsentgelts) Die Feiertagszuschläge sind bis zu EUR 400 (ab 2024) steuerfrei. Die Steuerfreiheit derartiger Zuschläge setzt eine konkrete Zuordnung zur Feiertagsarbeit voraus, wobei eine lückenlose Arbeitszeiterfassung vorausgesetzt wird. Schweiz In der Schweiz sind Feiertage definiert als Tage, an denen meist aus religiösen und nationalen Gründen die Arbeit ausgesetzt wird. Unterschieden wird zwischen Feiertagen, die dem Sonntag gleichgestellt sind und kantonalen oder kommunalen Feiertagen. Das Gesetz regelt die Lohnzahlung an Feiertagen nicht. Einzig der Bundesfeiertag wird ausdrücklich zum bezahlten Feiertag erklärt. Wird der Arbeitnehmer am Bundesfeiertag beschäftigt, so richtet sich seine Entlohnung nach den Vorschriften über die Sonntagsarbeit. Zuschläge von TimeTrack berechnen lassen und kostbare Zeit sparen Mit der Zeiterfassungssoftware TimeTrack können Sie die für Ihr Unternehmen geltende Zuschlagsregel hinterlegen und für die Lohnvorbereitung automatisch berechnen lassen. Die Software ist für komplexe Zuschläge spezialisiert und wie es genau funktioniert sowie was sind die häufigste Anwendungsfällen erfahren sie hier. Gorica StojkovicMag. iur. Gorica Stojkovic-Bubic ist TimeTrack-Expertin für arbeitsrechtliche Themen. Nach 10-jähriger Tätigkeit für eine renommierte Wiener Rechtsanwaltskanzlei mit Schwerpunkt Arbeitsrecht verstärkt sie nun das junge TimeTrack Team und schreibt gerne Rechtsbeiträge rund um Arbeitszeit und Arbeitswelt. https://www.timetrackapp.com/wp-content/uploads/2021/11/zuschlaege-titelbild.jpg 1182 1773 Gorica Stojkovic https://www.timetrackapp.com/wp-content/uploads/2024/03/TimeTrack-Logo.png Gorica Stojkovic2025-05-21 10:05:092025-05-21 15:39:44Zuschläge – was steht Ihnen bei Nacht-, Sonntags- oder Feiertagsarbeit zu?